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Die System-Welle
- oder auch: um etwas zu verbessern, muss man etwas an den ursachen ändern -

Nur gegen die Auswirkungen anzukämpfen, ist in meinen Augen einfach nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Momentan wird zum Teil dagegen gewettert, dass ein paar der wenigen Reichen es wagen, ihr Geld in den Aufbau und Restaurierung Notre Dames zu stecken, statt etwas gegen den Welthunger und die immer stärker um sich greifende Armut zu machen. Klar ist man über den Brand und seine Auswirkung erschüttert, das will ich ja jetzt gar nicht abstreiten. Aber man hört immer wieder: "Soll doch die Kirche, bzw. der französische Staat sich darum kümmern. Oder sich einfach mal gar nicht drum kümmern, ist nur ein Gebäude, ein Menschenleben zählt mehr."

Prinzipiell stimmt es, ein Menschenleben sollte mehr zählen, aber es ist eben nicht nur einfach ein Gebäude. Es spielt nicht einmal eine Rolle, dass es sich um eine Kathedrale handelt. Es geht darum, dass dieses Gebäude ein Welterbe ist, eine Berühmtheit, das Herz von Paris. Und dieses Gebäude ist nicht nur für die meisten Franzosen wichtig, egal ob sie gläubig sind oder nicht, es hat auch weltweit seine Bedeutung.
Davon mal ganz abgesehen, liegt es immer noch im Ermessen jeden einzelnen von uns, wofür er sein Geld verwendet. Und ich persönlich habe keine Ahnung, ob die "Spender" nicht auch weiteres Geld zum Wohle der Menschheit zur Verfügung stellen.

Außerdem sollte dann auch noch bedacht werden, dass das gespendete Geld so wieder in den Umlauf kommt und vorübergehend Arbeitsplätze gesichert sind.

Aber das ist jetzt gar nicht das, worauf ich hinaus will.

Was ändert sich, wenn alle Reichen dieser Erde einen Teil ihres Geldes der armen Bevölkerung geben? Was ändert sich, wenn sie ihr Geld in etliche Hilfsorganisationen für Mensch stecken? (Tiere lasse ich jetzt einfach mal beiseite.)

Klar, denen geht es dann besser. Aber im Prinzip ändert sich außer den minimalen Anstieg der Mittelschicht und den Rückgang der an Armut leidenden Menschen nichts. Das System, die Einstellung und das Konsumverhalten und auch die Ausbeutung bleibt weiterhin. Vielleicht nicht ganz so stark wie zum jetzigen Zeitpunkt, aber es bleibt im Grunde genommen alles beim Alten. Zumal jährlich seit Jahrzehnten für die verschiedensten Hilfsorganisationen und ähnliches große Mengen gespendet werden, was aber vielen momentan entfallen zu sein scheint.

Das System, das wir zurzeit leben, ist wie eine Welle. Sie baute sich vor etlichen Jahrzehnten langsam auf, war erst kaum spürbar, doch inzwischen hat sie solche Ausmaße angenommen, dass sie einfach nicht mehr aufzuhalten ist. Und sie wird uns überrollen. Die vielen kleinen Wellenbrecher, die es inzwischen gibt und deren Zahl auch weiterhin ansteigt, mögen vielleicht ein wenig ihrer Kraft nehmen, aber letztlich werden sie nutzlos sein.

Es muss schon etwas Gewaltiges passieren, damit die gesamte Menschheit als Ganzes geschlossen zusammen steht, diese Welle aufhält und ihre Folgen abwendet. Aber das wird nicht geschehen, nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Es muss erst 5 vor 12 sein, wir müssen diese gigantische Welle erst vor Augen haben, damit wir aus unserer Lethargie erwachen.

Das heißt jetzt nicht, dass wir einfach den Kopf in den Sand stecken sollen und unsere tagtägliche Arbeit an unseren kleinen Wellenbrechern aufgeben sollen. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass wir eben nicht an einem Strang ziehen und somit am jetzigen Lebensprinzip nichts Gravierendes ändern und uns der ganze Mist, den wir uns selber eingebrockt haben, eines Tages mit einem lauten Knall um die Ohren fliegen wird. Er wird uns, wie beschriebene Welle, einfach überrollen und mit in den Abgrund reißen.

Vielleicht geht aber doch, durch diese vielen kleinen Wellenbrecher, eines Tages, bevor es total zu spät ist, so ein gewaltiger Ruck durch alle Köpfe dieser Welt, dass wir es schaffen doch noch gegen unser jetziges Schicksal anzukämpfen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Ich will jetzt auch keine Diskussion starten, aber vielleicht mal ein wenig zum Nachdenken anregen. Auch wenn das am Großen und Ganzen nicht zu ändern vermag....

© Morgan MacAilis 17. April 2019