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Es geschah im Nebel
- oder auch: handel nicht kopflos -

Von Nebel umhüllt bannte ich mir den Weg durch die Dunkelheit. Ein kalter Schauer lief meinem Rücken herunter.
Waren dort Schritte hinter mir zu vernehmen oder spielte mir meine Fantasie einen Streich? Ängstlich schaute ich mich um, doch ich konnte nichts erkennen. Gehetzt lief ich weiter am Flussufer entlang. Sah weder nach rechts, noch nach links, wollte nur noch dieser beängstigenden Dunkelheit entfliehen.

Da.... ich drehte mich schnell um. Da war es wieder, dieses Geräusch, welches mir durch Mark und Knochen ging. Was sollte ich machen, mich verstecken, doch wo? Weiterrennen und hoffen, dass es nur eine streuende Katze wäre?
Vor Angst war mir, als sei meine Kehle zugeschnürt. Ich begann zu zittern. Bizarre Bilder erstochener Menschen, zu Tode gequält, erschienen vor meinem inneren Auge. Nackte Angst beherrschte meine Gedanken. Nichts konnte mich mehr an diesem Ort halten, ich lief los, schneller und schneller.

Nur noch schemenhaft nahm ich meine Umgebung um mich herum wahr. Mein Herz raste. Bis in meinen Hals konnte ich seine Schläge spüren. Ich bekam Seitenstechen, doch ich hörte nicht auf zu rennen. Suchte nach Hilfe, nach Schutz, doch nichts in Sicht, ich war alleine. Die Schritte kamen unaufhörlich näher, es gab kein Entkommen mehr. Eine Stimme war zu vernehmen, eine männliche, aber ich konnte die Worte nicht verstehen.
Ich stolperte, konnte mich gerade noch rechtzeitig fangen, sonst wäre ich gestürzt. Dadurch jedoch verlor ich Zeit, kostbare Sekunden. Ich war am Ende meiner Kräfte, alles tat mir weh, doch ich konnte nicht aufgeben, wollte mich dem Unausweichlichen nicht stellen. Kampflos würde ich mich nicht ergeben, ich sah mich nach einer Waffe um, irgendeinen Gegenstand, mit dem ich mich verteidigen konnte, doch ich sah nichts. Tränen der Hoffnungslosigkeit traten in meine Augen, schnell wischte ich sie weg. Allen Mut zusammennehmend drehte ich mich um, wollte nicht mehr rennen. Ich wollte meinem Verfolger entgegentreten, ihm mutig in die Augen sehen. Und das tat ich auch.

Er kam mit schnellen Schritten auf mich zu gelaufen und mein Herz setzte den Bruchteil einer Sekunde aus, bevor es um so schneller zu rasen begann. Aber nicht mehr Angst war der Grund, sondern Erleichterung. Denn vor mir stand niemand anderes als mein Freund. Er nahm mich in die Arme und ich habe mich noch nie so erleichtert gefühlt. Seine Frage, was ich denn hätte, konnte ich ihn nur mit einem langen Kuss beantworten. Schweigend gingen wir nebeneinander nach Hause.

Fazit der Geschichte: Manchmal ist kopfloses Reagieren der falsche Weg....

© Morgan MacAilis 3. Januar 2000