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Geheimer Ort der Ruhe
- oder auch: aus eigener kraft -

Ungeraucht verglüht die Zigarette im Aschenbecher, ich merke es nicht mal. In Gedanken bin ich weit weg, an einem Ort, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt. An einem Ort, den ich mir selber erschaffen habe, an dem es keine Ungerechtigkeiten gibt, kein Streit, kein Hass und auch kein Stress.

Rosa Wolken ziehen am Himmel entlang. Eine Möwe kreist über die Landschaft. Die Sonne versinkt silbrig im azurblauen Ozean und der warme Wind spielt mit meinem Haar. Es ist einfach nur traumhaft und friedlich.

Die Geräusche, die mein Ohr vernimmt, klingen wie aus weiter Ferne, sie können mich nicht treffen, nicht hier. Ich tauche tiefer ein in die Ruhe, die für meine Seele wie ein Lebenselixier wirkt. Die Stimmen werden leiser und leiser. Schließlich verklingen sie ganz. Früher war es mal anders, früher gab es kein Entkommen. Früher - aber die Zeit ist vorbei. Nichts bringt die Seele mehr zum Weinen, nichts lässt das Herz bluten.

Doch hin und wieder ziehen auch an diesen einzigartigen Ort graue Wolken übers Land. Sie bringen die Gewissheit mit sich, dass die Zeit gekommen ist, ins Leben zurückzukehren. Aber auch die Hoffnung, dass egal was auch geschehen wird, dieser geheime Ort das zweite, sichere Heim bleiben wird. Und genau durch diese Hoffnung fällt mir alles etwas leichter.

Und während ich wieder in die Realität eintauche, läuft mir eine einsame Träne über das Gesicht. Eine Träne des Glücks und gleichzeitig der Trauer.

Ich weiß nicht mal mehr, wann ich mir diesen Ort erschaffen habe. Weiß nicht mehr, wann meine Seele so gequält war, dass ich meinte ersticken zu müssen. Vielleicht gab es diesen Ort ja schon immer, nur habe ich ihn nicht gesehen. Vielleicht hat sich jeder Mensch tief in sich auf gleiche Art eine Quelle des Friedens erschaffen.

Sicherlich, man könnte jetzt sagen, es ist alles Selbstbetrug, vielleicht stimmt es sogar, aber jeder Mensch braucht doch einen Ort der Ruhe für sich ganz alleine.
Und wenn man sich aus eigener Kraft erholt, ist es doch auch nicht falsch, oder?

© Morgan MacAilis 23.12.2016