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Die Wicca-Bewegung
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"Wicca versteht sich als eine tolerante Religion und erhebt keinen Anspruch auf Alleingültigkeit. Dogmatismus, Fanatismus und Diskriminierungen anderer Religionen werden abgelehnt. Wicca sieht sich als eine zeitgemäße Alternative zu anderen Formen der Spiritualität. Entsprechend dem Verständnis von eigener Verantwortung dient Magie im Wicca-Kult nur dazu, natürliche Energien zu lenken und notwendige Veränderungen zum Positiven anzustoßen. Gewaltfreiheit und Naturverbundenheit haben einen hohen Stellenwert." Wikipedia

Ein alter Tisch mit aufgeschlagenem Buch umgeben von Kerzen und Lavendel
Foto: Pixabay Postwork: Morgan MacAilis

Die Wicca-Bewegung ist eine Naturreligion mit starken keltischen Einflüssen. Gegründet wurde sie von Gerald Brosseau Gardner (1884 - 1964). Die traditionellen Grundüberzeugungen, Prinzipien und Praktiken, Gardnerian Wicca genannt, wurden ursprünglich von ihm und Doreen Valiente in veröffentlichten Büchern und in geheimen schriftlichen und mündlichen Lehren, die an ihre Eingeweihten weitergegeben wurden, verbreitet. Es gibt inzwischen viele Variationen in der Kernstruktur, da sie den Bedürfnissen der individuellen Gruppe (Coven) angepasst wurden. Neben der ursprünglichen Gardnerian Tradition gibt es heutzutage andere Wicca-Linien, darunter Alexandrian Wicca und Dianic Wicca. Sie variieren untereinander in der Praxis, Rituellen und Formen der Anbetung. In den USA ist Wicca seit 1994 als Religion staatlich anerkannt.

Wicca hat keine zentrale Autoritätsperson. Wer Wicca nach der überlieferten Tradition (BTW Wicca) werden will, benötigt eine Initiation von einer Hohepriesterin. Um diese zu bekommen, muss man sich einem passenden Coven anschließen und wird dort in der Wicca Religion unterrichtet.

Die zwei Hauptgötter, Gott und Göttin, welche die Natur in ihren vielen Gestalten verkörpern, werden mit Ritualen verehrt. Es wird positive Magie und alte und neue Rituale praktiziert, um auf dem natürlichen Rhythmus der Lebenskräfte und der Energie auf die Jahreszeiten, die Mondphasen einzustimmen.

Der Novize sich erst einmal mit den vier grundlegenden Elementen. Symbol ist ein auf dem Kopf stehendes Dreieck, was das Element Wasser symbolisiert. Der Mond steht ja in einer ganz besonderen Beziehung zum Wasser. Das wiederum macht es dem Novizen leicht, die Kreisläufe der Natur besser zu verstehen.
Der Priester besitzt das Symbol des auf dem Kopf stehenden Pentagramms. Es zeigt an, das sich der Geist noch nicht bis zur absoluten Herrschaft entwickelt hat. Der Priester beschäftigt sich mit dem Tod, den Wiedergeburten und der Transformation. Er ist zuständig für die Organisation, die Weitervermittlung von Wissen und dem zelebrieren von Ritualen.
Der Hohepriester ist der höchste Entwicklungsgrad. Symbol des Hohepriesters ist nun ein aufrecht stehendes Pentagramm, was die Erhabenheit des Geistes über alles andere symbolisiert. Er befasst sich mit der Unsterblichkeit. Er pflegt die Kontakte zu anderen Zirkeln.
Die Maid ist ein Grad den nur Frauen begleiten können. Sie führt rituelle Aufgaben aus, wie das Läuten einer Glocke wenn etwas beginnt oder beendet wird und sie schließt den Ein- und Ausgang des Kreises.
Der Wächter ist ein Ritualgrad, der von jungen Männern begleitet wird. Seine Aufgabe ist es den Kreis, alle Ritualgegenstände und die Hohepriesterin zu schützen. Dies macht er von außerhalb des Kreises. Der Wächter ist beiden Hohepriestern unterstellt, doch ist für ihn im Zweifelsfall nur das Wort der Hohepriesterin verbindlich. Denn diese ist die Stellvertreterin der Göttin.


13 Ziele einer Wicca-Hexe

Hierbei handelt es sich um Ziele, nach denen eine Hexe in ihrem Leben streben sollte. Sie dienen im weiteren Sinne der Weiterentwicklung der eigenen Person und damit auch zur Weiterentwicklung der Gesellschaft um uns herum.

1. Kenne dich selbst (Know yourself)
2. Verstehe dein Handwerk (Know your craft)
3. Lerne (Learn)
4. Verwende dein Wissen weise (Apply knowledge with wisdom)
5. Erlange Ausgewogenheit (Achieve balance)
6. Meine, was du sagst, sage, was du meinst und sei ehrlich (Keep your words in good order)
7. Halte deine Gedanken in Ordnung (Keep your thoughts in good order)
8. Feiere das Leben (Celebrate life)
9. Stimme dich auf den Erdenrhythmus ein (Attune with the cycles of the Earth)
10. Halte dich durch richtiges Atmen und Essen gesund (Breathe and eat correctly)
11. Halte deinen Körper durch Bewegung fit (Exercise your body)
12. Meditiere (Meditate)
13. Ehre die Göttin und den Gott (Honor the Goddess and God)

Scott Cunningham: Wicca a guide for the solitary practitioner (13 goals of a witch)
Prinzipien
tu was du willst, solange du keinem schadet, auch dir selbst nicht.

1. Wir praktizieren Rituale, um uns auf den natürlichen Rhythmus des Lebens einzustimmen - auf die Mondphasen, die Jahreszeiten und die Himmelsrichtungen.
2. Wir anerkennen die besondere Verantwortung, die wir aufgrund unserer menschlichen Intelligenz gegenüber der Umwelt haben. Wir bemühen uns, in Harmonie und im ökologischen Gleichgewicht mit der Natur zu leben und dadurch als Teil der Evolution Erfüllung im Leben zu finden.
3. Wir erkennen eine Macht an, die viel größer ist, als den meisten Menschen bewusst ist. Manche bezeichnen diese Macht als "übernatürlich", aber wir glauben, dass sie ein Teil unseres natürlichen Potenzials ist.
4. Wir glauben, dass die schöpferische Kraft des Universums sich durch Polarität - durch das Männliche und das Weibliche - ausdrückt, in allen Menschen wohnt und durch Interaktionen zwischen dem männlichen und Weiblichen wirkt. Wir stellen keine dieser Kräfte über die Andere, weil wir wissen, dass beide einander ergänzen. Sexualität ist für uns Freude, ein Symbol und die Verkörperung des Lebens.
5. Wir anerkennen eine äußere und eine innere Welt. Die innere wird bisweilen spirituelle Welt, kollektives Unbewusstes, innere Ebene usw. genannt. Im Zusammenwirken dieser beiden Dimensionen sehen wir die Grundlage für übernatürliche Phänomene und magische Übungen. Wir vernachlässigen keine der beiden Welten, weil wir beide brauchen, um Erfüllung zu finden.
6. Wir erkennen keine Autoritäre Hierarchie an, aber wir respektieren Menschen, die ihr Wissen und ihre Weisheit mit anderen teilen und mutig Führungspositionen übernehmen.
7. Wir betrachte Religion, Magie und Lebensweisheit als eine Einheit. Diese Weltanschauung und Lebensphilosophie nennen wir "Wicca" oder "Hexenkunst".
8. Um eine Hexe zu sein, genügt es nicht, sich so zu nennen. Auch Herkunft, Titel und Initiationen reichen nicht aus. Eine Hexe versucht, die Kräfte in ihrem inneren zu beherrschen, um gut und weise und im Einklang mit der Natur zu leben und anderen nicht zu schaden.
9. Wir glauben, dass das Universum, wie wir es kennen, einen Sinn hat und dass auch unsere Aufgabe in diesem Kosmos sinnvoll ist, wenn wir erfüllt leben, unsere Evolution fortsetzen und unser Bewusstsein weiterentwickeln.
10. Unsere einzige Kritik an anderen Religionen und Lebensphilosophien lautet: Die Meisten behaupten, als einzige die Wahrheit und den Weg zu kennen; sie lassen Anderen nicht ihre Freiheit und sie unterdrücken andere Glaubenssysteme.
11. Als Hexen fühlen wir uns nicht von Debatten über die Geschichte der Hexerei, den Ursprung bestimmter Begriffe und die Legitimität verschiedener Traditionen bedroht. Wir selbst befassen uns aber mit unserer Gegenwart und unserer Zukunft.
12. Wir glauben nicht an das "absolute Böse" und wir verehren nicht den "Satan" oder "Teufel", wie das Christentum ihn definiert. Wir streben nicht nach Macht durch das Leiden Anderer und wollen Anderen nichts vorenthalten, um davon zu profitieren.
13. Wir arbeiten innerhalb der Naturgesetze für das, was unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden fördert. Wir fühlen uns nicht an Traditionen aus anderen Zeiten und Kulturen gebunden und fühlen uns keiner Person oder Macht verpflichtet, die größer ist als das Göttliche, das sich durch uns selbst ausdrückt. Als Hexen respektieren wir alle Lehren und Überlieferungen, die das Leben bejahen. Wir wollen von ihnen lernen und unser Wissen mit ihnen teilen. Wir lassen es nicht zu, dass Wicca durch Menschen zerstört wir, die gegen unsere Prinzipien verstoßen und nur nach persönlicher Macht streben. Dagegen sind uns alle Menschen willkommen, die ein aufrichtiges Interesse an unserem Wissen und unseren Überzeugungen haben, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Kultur oder sexueller Neigung.

1974, Minneapolis, Konferenz der Hexen vom Rat der amerikanischen Hexen
Die Wiccan-Rede

Bei der Wiccan-Rede handelt es sich um ein in Reimform geschriebenes Gedicht, der das zentrale Moral- und Ethikbild des neopaganen Wiccaglaubens festlegt. Der Begriff "Rede" ist vom altenglischen Wort roedan abgeleitet, das führen oder anleiten bedeutet 1974 erschien das Gedicht mit 26 Strophen unter dem Titel The Wiccan Rede im Magazin Earth Religion News. Kurz darauf erschien es in einer leicht abgewandelten Version im Magazin Green Egg unter dem Titel Rede of the Wiccae. Diese Version wurde von Lady Gwen Thompson verfasst, die die Autorschaft ihrer Großmutter Adriana Porter zuschrieb. Die letzte Zeile war dabei identisch mit Worten aus einer Ansprache Doreen Valientes am 3. Oktober 1964, die noch im selben Jahr von Gerard Noel veröffentlicht wurde ["Und schadet es keinem, so tu was du willst!" (Die acht Worte)].

Auf das Hexenrecht wirst du bauen
In wahrhafter Liebe und rechtem Vertrauen.
Lebe und lass alle anderen leben,
sei mäßig im Nehmen und mäßig im Geben.
Zieh den Kreis auf drei mal aus
Und halte alles Böse d'raus.
Die Sprüche werden wirksam sein,
wenn sie geschmiedet sind im Reim.
Die Augen sanft, Berührung zart,
Zuhören vor Reden sei deine Art.
Wächst der Mond, geh sonnenwendig,
tanz und sing das Pentakel lebendig.
Doch heult der Wolf beim blauen Eisenkraut,
geh der Sonne entgegen, denn der Mond wird abgebaut.
Wenn der Göttin Mond in neuem Stand
Küss dann zwei mal ihre Hand.
Acht den Vollmond, sei bereit,
für Sehnsucht im Herzen ist die richtige Zeit.
Lässt der mächtige Nordwind sich spüren,
streich die Segel und schließe die Türen.
Der Wind aus dem Süden bringt Herzen zum Blühen,
auch du kannst mit ihm in der Liebe erglühen.
Neuigkeiten wird der Ostwind entschleiern,
erwarte und bereite dich vor auf das Feiern.
Hat der Wind aus dem Westen zu befehlen,
unruhig sind dann die wandernden Seelen.
Neun Hölzer sind für den Kessel gut,
brenn sie schnell mit sanfter Glut.
Der Baum der Göttin ist weise und alt,
schade ihm, und ihr Fluch ist dein Gehalt.
Erreicht das Jahresrad Walpurgisnacht,
brenne ihr Feuer in voller Pracht.
Ist das Rad bei Yul arriviert,
zünde die Fackeln und Pan regiert.
Alle Pflanzen sollst du pflegen,
denn das trägt der Göttin Segen.
Die murmelnden Geister sind dein Gewissen,
wirf einen Stein und du wirst es wissen.
In deiner Not wirst du dich bewähren
und nicht den Besitz deines Nächsten begehren.
Lässt dich nicht mit den Toren ein,
sie bringen dich in falschen Schein.
Empfangen und Abschied mit Wärme gemacht,
dein Herz wird zum glücklichen Glühen gebracht.
Das Dreifach-Gesetz sei den leitender Faden,
drei mal bringt's Glück und drei mal den Schaden.
Wenn Missgeschick regiert dunkle Tage,
auf deiner Stirn einen Stern dann trage.
Die, die dich lieben wirst du nie betrügen,
sonst werden auch sie dich ins Antlitz belügen.
Zum Schluss noch acht Worte und da gilt's:
Schadet es keinem, so tu was du willst!
Quelle: Lady Gwen Thompson und Adriana Porter, Green Egg Magazin, Vol. III, Ostara 1975