Die Legende von Avalon
Im walisisch heißt das jenseits des westlichen Sees liegende Land
Foto: Pixabay Postwork: Morgan MacAilis
Die
Die Priesterinnen haben die Gabe des Hellsehens und können einen mentalen Ruf an einen Menschen richten, um diesen zum Beispiel vor Gefahren zu warnen. Außerdem können sie mit ihrem geistigen Auge Zeit und Raum durchdringen. Viele Frauen ließen sich auf Avalon von den Priesterinnen ausbilden, beispielsweise zur Hebamme oder Lehrerin. Oft wurden auch die Töchter der Adligen auf die Insel Avalon gebracht, um sie erziehen zu lassen, bevor sie später mit ihrer vom Vater bestimmten Mann vermählt wurden.
König Artus soll, der Sage nach, nach seiner Verwundung durch Mordred auf der Insel durch die Heilkünste und Zauberkraft der Priesterinnen wieder geheilt und auf seine Rückkehr in die richtige Welt vorbereitet worden sein. Die Geschichten und Auslegungen um Avalon spalten sich weit. Es gibt zwar viele im Kern gleiche, jedoch in den Ausschmückungen unterschiedliche Interpretationen. In den meisten ist jedoch davon die Rede, dass das Schwert Excalibur auf der Insel geschmiedet und auch dorthin wieder zurückgebracht worden ist. Einige reden davon, dass Artus-Halbschwester Morgane le Fay auf Avalon lebte, andere behaupten, dass sie im Zauberwald von Broceliande viele Ritter in ihren Bann zog.
"Die Apfelinsel wird auch die glückliche Insel genannt, weil sie alle Dinge aus sich selbst erzeugt. Die Äcker haben dort den Pflug nicht nötig, der Boden wird überhaupt nicht bebaut; es gibt nur, was die schaffende Natur aus sich selbst gebiert. Freiwillig schenkt sie dort Korn und Wein und in den Wäldern wachsen die Apfelbäume im stets geschnittenen Grase. Aber nicht nur schlichtes Gras, sondern alles bringt der Boden die Fülle hervor, und hundert Jahre oder darüber währt dort das Leben. Neun Schwestern herrschen nach heiteren Gesetzen auf dieser Insel über alle, die aus unserem Lande dorthin gelangen. Die erste unter ihnen weiß am meisten von der Heilkunst, dazu übertrifft sie ihre Schwestern an Schönheit der Gestalt. Morgan ist ihr Name; sie hat die wirksamen Eigenschaften der Kräuter und Pflanzen studiert, so das sie den siechen Leib zu heilen versteht. Sie kennt auch die Kunst, ihre Gestalt zu vertauschen und, ein neuer Dädalus, mit ihren Flügeln die Luft zu durchschneiden. Sobald sie es wünscht, ist sie in Brest, Chartres oder Pavia, und wenn sie will, lässt sie sich wieder aus der Luft an unsere Gefilde herabgleiten. Dorthin brachten wir damals nach der Schlacht von Camlan den verwundeten Arthur, und Barinthus, dem die Strömungen des Wassers und die Sterne am Himmel alle vertraut sind, lenkte unser Schiff. Unter seiner Führung langten wir mit dem König dort an, und Morgan empfing uns mit gebührenden Ehren. Frohen Mutes vertrauten wir ihr den König an und wandten uns heimwärts, günstigen Winden die Segel breitend."Aus der "Vita Merlini" von Geoffrey of Monmouth